Page 21 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Deshalb meldete sich jetzt Frau Gall wieder zu Wort. Sie begann damit, zu erklären, dass man sich
               gleich zu Beginn dem größten Problem zuwenden wollte. Sie sagte auch "Problem" und versuchte nicht
               dieses mit anderen schönen Begriffen zu kaschieren, z.B. hätte sie diese auch "Issues" oder "Punkte"
               nennen können. Nein, sie sagte Problem und das war auch ein Wort, das jeder begriff.

               Frau Gall erzählte, dass sie mal verheiratet war und im Süden von München wohnt. Dann fuhr sie fort.
               "Und weil ich oft auf Dienstreisen bin, musste mein Mann für uns einkaufen. Das funktionierte in der
               Vergangenheit so, dass ich ihm sagte, dass ich morgens gerne Streichwurst für mein Brot hätte. Außer-
               dem sagte ich ihm, dass er bitte Gurken nicht vergessen soll, da das Gurkenglas gestern leer wurde.
               Und dann noch, dass er eine bestimmte Sorte von Essig, mitbringen soll."

               "So, und was glauben Sie, was passiert ist?"

               "Die Streichwurst hatte er, allerdings die "Weiße" und nicht die "Rote". Das war aber mein Fehler, da
               ich ihm das nicht gesagt hatte, da war ich zu pauschal. Bei den Gurken ähnlich, hier hat er einfach das
               nächstbeste Gurkenglas genommen, die allerdings waren mir zu würzig. Konnte man aber alles essen,
               und so hat er sich gefreut, dass er die Aufgaben alle gut erledigt hat. Als ich dann aber nach dem Bal-
               samico-Essig fragte, da hat er sich dann am Kopf gekratzt. "Balsamico-Essig?" hat er nur gesagt, und
               daran konnte er sich einfach nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich war's wieder mein Fehler, denn wahr-
               scheinlich hat er schon beim zweiten Punkt, den Gurken, aufgehört richtig hinzuhören was ich sagte
               und das ist bei einem Ohr rein und bei anderen wieder raus." Jetzt lachten die Zuhörer, und einer sagte
               sogar ziemlich laut; "Kenn ich. Meine Frau erzählt mir auch immer viel."

               Nun trat Tony Sullivan vor und fragte in die Runde: "Wer kann uns hierzu nun einen guten Rat geben,
               damit das nicht mehr passiert? Wer kann mal hier Berater machen?"

               Einer aus dem Publikum rief: "Sie sollten ihm ein Zettelchen schreiben, das ist gut fürs Merken."

               Tony sagte: "Sehr gut! Somit haben wir schon unseren ersten Punkt geklärt. Was wir brauchen, ist ein
               "Zettelchen", oder in anderen Worten, wir brauchen einen detaillierten Projektstrukturplan. Den natür-
               lich nur als Vorlage, denn fürs Projekt müssen wir vielleicht noch etwas nachbessern, vielleicht noch
               den ein oder anderen Punkt mit aufnehmen, oder aber auch dies oder das, was überflüssig ist, heraus-
               nehmen."

               Nun kam Sebastian an die Reihe und sagte: "Und somit sind wir auch schon beim zweiten Punkt, näm-
               lich Lessons-Learned. Das wird auch oft gerne unterschätzt und man schreibt da halt einfach nur was
               auf, damit man beim nächsten Audit auch was vorzeigen kann. Aber nein, Lessons-Learned ist ein ste-
               tiges Dazulernen und somit ein ständiges Sich-Verbessern."

               Hiernach trat Frau Gall wieder in Erscheinung. Sie ging nun rüber zu einem Flip-Chart und schrieb
               dort auf:

                      Punkt 1: Detaillierter Projektstrukturplan

                      Punkt 2: Ständiges Lessons-Learned

               "Nächster Punkt?", sagte sie.

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