Page 57 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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Kapitel 5
Am Montag, nach diesem besagten Wochenende, war die Aufregung in der Firma natürlich groß. Ro-
land Hohenstedt hatte für 11:30 Uhr eine Betriebsversammlung angekündigt, die eine halbe Stunde,
bis zur Mittagspause, dauern sollte.
Natürlich hatte man sich am Sonntag bei den Hohenstedts daheim, in ihrer luxuriösen Villa in Mün-
chen-Bogenhausen, getroffen und Familienrat abgehalten. Der Senior, Maximilian Hohenstedt, war
immer noch außer sich von der Impertinenz seines Geschäftsführers. Dass er, Dr. Jaschke, es gewagt
hatte, ihm einfach den Rücken zuzudrehen und ihn hat einfach stehen lassen, um mit einem beleidi-
genden Kraftausdruck aus dem Raum zu stürmen, das hatte Max, so wie ihn seine Frau nannte, noch
nie erlebt. Die Hohenstedts hatten bei ihrem Familientreffen, oder sollte man besser sagen, bei der
Gesellschafterversammlung, dann auch ihren Rechtsanwalt, Herrn Dr. Schindler, von der renommier-
ten Rechtsanwaltskanzlei, "Schindler, Schneider, & Söhne", angerufen. Dieser war natürlich für sie
auch am Sonntag, zumindest telefonisch, erreichbar. Es wurde beschlossen, Herrn Dr. Jaschke mit so-
fortiger Wirkung freizustellen. Er hatte noch einen Vertrag für genau ein Jahr und jetzt war Dezember.
"Wir werden Herrn Dr. Jaschke über seinen Anwalt kontaktieren", sagte Herr Dr. Schindler, "Seinen
Anwalt, Herrn Dr. Jeske, kenn ich sehr gut, er ist genau wie auch Herr Dr. Jaschke aus Berlin nach hier,
nach München, gezogen."
"Bleibt nun nur noch, die Stelle des Geschäftsführers neu zu besetzen", sagte Roland. Sein Vater sah ihn
fragend an und sagte: "Wie sieht's denn mit Dir aus, Du hättest doch das Zeug dazu. Noch dazu bist Du
unser einziger Sohn. Das würde doch genau passen." Aber Roland schüttelte nur den Kopf. "Die Diskus-
sion hatten wir doch schon einige male, ich bin nicht an Prestigestellungen interessiert. Außerdem bin
ich jetzt Schwerbeschädigt und sitze im Rollstuhl. Den Job, den ich jetzt habe, wo ich meine Freiheiten
mit den neuen Kollegen habe, mich um die zu kümmern, das ist genau das, was ich brauche und
möchte." Ute, seine Frau, nickte nur. Sie verstand ihn. Auch ihr wäre ein solcher Job zuwider. Mit all
den Zahlen jonglieren, sich mit Bänkern abgeben, die Zukunft von 800 Leuten in den Händen halten.
Nein, das war weder etwas für ihren Roland, noch etwas für sie selbst.
Nach einer Weile kam dann Roland mit einer neuen Idee. Er sagte in die Runde: "Einen neuen Ge-
schäftsführer finden, wird sicher nicht einfach." Alle nickten. "Einen guten zu finden wir wohl noch
schwerer, sicher haben die guten Geschäftsführer eine gute Anstellung und lassen sich nicht loseisen."
Wiederum zustimmendes, fast schon enttäuschendes Nicken. "Die Frage, die wir uns stellen sollten ist,
ob wir vielleicht jemanden aus der Belegschaft dafür nehmen könnten."
"Ich wüsste nicht, wen", kam von Utes Seite.
"Stimmt", sagte Roland, mit nachdenklicher Miene.
"Aber ... ich wüsste schon jemand, jemand den wir sogar gut kennen und auch schätzen."
"Jetzt bin ich aber gespannt", kam es von Ute. Und auch der Senior in der Runde, Max Hohenstedt,
schaute verdutzt seinen Sohn an.
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

