Page 76 - Projektmanagement? - Unternehmensberatung!
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"Herr Li, bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen einige Grundregeln nennen.
a) Unter uns können wir uns gern beim Vornamen nennen, - ich bin Belinda, - aber vor dem
Kunden sprechen wir uns mit "Sie" und dem Vornamen an." Dann, fügte sie noch hinzu: "Auch
wenn wir vielleicht mit dem Kunden bei einem "Du" sind".
b) "Wenn wir mit dem Kunden reden, unterbrechen Sie bitte niemals, egal was wir sagen. Den-
ken Sie das etwas falsch ist, was wir sagen oder gesagt haben, dann fassen Sie sich einfach
wortlos mal mit der rechten Hand kurz ans linke Ohr". Dabei machte sie diese Handbewegung.
"Wir verwenden oft Beraterdeutsch und daran muss man sich erst einmal gewöhnen."
c) "Jeden Abend, bevor wir unseren Tag beenden, sprechen wir uns kurz für ca. 10 oder 15 Mi-
nuten. Das kann im Auto sein, das kann in einem Büro sein, jedenfalls immer so, dass es nie-
mand mitbekommt. Dort in diesen 15 Minuten können wir Fragen klären und auch die weitere
Vorgehensweise abstimmen. Jonathan, merken Sie sich das Akronym "KISS", das steht für "Keep
it short and simple". In den 15 Minuten lernen wir dann auch, uns kurz und präzise auszudrü-
cken, was ja auch einen Unternehmensberater ausmacht."
Dann fuhr Tony Sullivan fort: "Nun zu unserem Projekt und unserem Kunden. Dies ist die Firma Top
Equip Automotive, kurz TEA, hier in München. Wir treffen uns hier immer in unserer Zentrale in Tauf-
kirchen. Sie können ihr Auto hier auf dem Personalparkplatz lassen. Dann steigen Sie zu einem von uns
mit ein, - wir haben natürlich einen Dienstwagen. Nach einem Jahr werden auch Sie einen Dienstwagen
bekommen, aber solange gelten Sonderregelungen für Sie. Die wohl wichtigste Regelung, die Sie be-
trifft, ist ihre Arbeitszeit. Wir wollen, dass Sie sich hier bei uns wohl fühlen und gestatten Ihnen im ersten
Jahr zwei freie Tag in der Woche, die Sie selbst wählen können. Allerdings sollten wir das bereits eine
Woche vorher wissen, damit wir uns auch entsprechend richten können. Mein Vorschlag ist, dass Sie
Freitag und Montag generell frei haben, dann haben Sie immer ein langes Wochenende. Okay?"
"Okay! Danke!"
"Zurück zu unserem Kunden", fuhr Tony fort. "Sie, äh, Du, musst wissen, dass die Familie der TEA ge-
hört, einen sehr persönlichen Kontakt zu unserem Chef, Benjamin Sullivan, in Boston hat. Da gibt's einen
Roland Hohenstedt, den Sohn von Herrn Maximilian Hohenstedt, und mit dem hat unser Onkel vor Jahr-
zehnten mal zusammen studiert und sind seitdem beste Freunde. Roland Hohenstedt sitzt jetzt aber
seit zirka vier oder fünf Jahren im Rollstuhl. Er ist verheiratet. Mit der Personalleiterin von TEA. Er ist
aber nicht der Geschäftsführer, da er sagt, dass ihm das nicht liegt, aber er ist in der Firma dort die
Schlüsselperson schlechthin. Die Firma macht einen guten Umsatz, stellt wie der Name schon sagt,
Equipment ausschließlich für die Automobilindustrie her, und macht auch einen soliden Gewinn. Aller-
dings hat's vor kurzem eine Rückrufaktion eines Produkts, eines Thermobechers, gegeben. Der Kunde
von TEA, die Firma APES, got mad, äh, war total sauer, was man sich ja denken kann und so ist Roland
Hohenstedt, zusammen mit Benjamin Sullivan zu APES, die übrigens in St. Louis in Missouri ihr Head-
quarters haben, gegangen und haben die dort davon überzeugt, dass wir, die Sullivan Consulting, hier
eingreifen, um die Strukturen so anzupassen, dass das Unternehmen auch intern den externen De-
mands, sprich Anforderungen, gerecht wird. Das ist jetzt unser Job. Wir sind schon ein Drittel drin im
Projekt."
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© Hans Porzel, 4/2025 | CAPM® (PMI), PSM I® (Scrum.org), Smartsheet Prod. Cert® 2020

