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Kapitel 16



               Mittwoch, der 27. Dezember 2023, war ein ganz normaler Wochentag. Jedenfalls in München. Nicht
               aber 200 km nördlich von München, genauer gesagt, in Ansbach. Da war schon ein normaler Werktag,
               aber kein normaler Tag. Gleiches noch mal 100 km weiter nach oben, in nördlicher Richtung, in Bam-
               berg. Es war jetzt kurz vor 9 Uhr und ab 9 Uhr galt das Bayern-Ticket, die Tagesfahrkarte für ganz Bay-
               ern. Lisa hatte in den vergangenen vier Tagen, Samstag, Sonntag, Montag und Dienstag, sich schon
               jeden Tag den Fahrplan auf bahn.de angesehen. Abfahrt 09:32 Uhr, geplante Ankunft 10:13 Uhr, mit
               der S4, Dauer 41 min, von Gleis 1, über Petersaurach, Roßtal, Oberasbach, ... und neun weiteren Hal-
               testellen, bis Nürnberg Hauptbahnhof. Sie hätte sich nur ohrfeigen können, dass sie auf der Weih-
               nachtsfeier kein Foto gemacht hatte.


               Ähnlich ging es Jonathan in Bamberg. Seine Eltern wollten wis-
               sen, warum er so nervös war und wohin er fuhr. Er wollte sie
               nicht belügen, aber sagte nicht zu viel, eigentlich nur: "Heute ist
               mein Glückstag!", und so wusste seine Mutter schon, um was es
               sich handelte. Seine Mutter freute sich, dass er sagte, dass er
               heute mal mit einem Bayern-Ticket wegfährt, obgleich sie lieber
               gewusst hätte, wie denn die letzten drei Wochen in München
               für ihn gelaufen sind. Aber auf die Frage hin, gab ihr Jonathan
               nur zur Antwort: "Nicht schlecht!", sagte aber nicht mehr dazu.

               Eine Fahrt mit der Eisenbahn ist immer ein Erlebnis. Keiner von beiden musste umsteigen, beide hatten
               eine schöne Fahrt, saßen am Fenster, wo man so schön die Landschaft vorbeiziehen sah und auch
               träumen konnte. Lisa war nervös, so nervös wie schon lange nicht mehr. Die Fahrt dauerte nicht lange
               und schon sah man die vielen Gleise des Nürnberger Bahnhofs. Einige andere Züge fuhren auch ein,
               einige andere verließen den Bahnhof. Die Wagen ratterten und schaukelten, wenn sie über Weichen
               fuhren. Mit einem kurzen Kreischen kam der Zug zum Stillstand. Ein rhythmischer Piepton war zu hö-
               ren, als sich die Türen öffneten und die paar Reisenden sich auf den Bahnsteig ergossen. Der Zug war
               pünktlich, hatte nur zwei Minuten Verspätung, jetzt war es 10:15 Uhr.

                                            Auf der anderen Seite von Nürnberg hatte sich auch ein fast voll be-
                                            setzter Nahverkehrszug Nürnberg genähert. Er war um 9:03 Uhr in
                                            Bamberg abgefahren und war der Regionalexpress RE29. Ankunft 9:48
                                            Uhr. Jonathan hatte bereits am Vortag gecheckt, wann der Zug aus
                                            Ansbach in Nürnberg eintreffen wird. Was ihm aber noch wichtiger
                                            war zu wissen, - war, - auf welchem Gleis dieser in Nürnberg eintreffen
                                            wird. "Aha!", sagte er, als er sah, dass Lisas Zug
                                            auf Gleis 22 eintreffen wird. Und er freute sich,
                                            dass er bereits dort sein würde, da sein Zug aus
               Bamberg schon eine knappe halbe Stunde früher im Bahnhof war.





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